Selten zuvor wurde in Deutschland mehr über Unternehmertum gesprochen als heute. Start-ups, der Gründer-Geist und die damit einhergehende Gründer-Kultur stehen heute jedoch im Mittelpunkt der lokalen Wirtschaft. Start-ups haben hierbei das coole, lockere und offene Image, das für neue Ideen und Antrieb steht. Doch steckt in einer solchen Verpackung auch das, was auf ihr geschrieben steht?
In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Gründerszene in Deutschland und gehen darauf ein, welche Vor- und Nachteile für Gründer vor Ort bestehen. Wagen wir ein Porträt der deutschen Gründer-Kultur mit folgenden Zutaten: viel Neugier, eine würzige Menge Humor, einen hochprozentigen Schuss Sarkasmus, jede Menge entlarvende Ehrlichkeit und einiges an Leidenschaft für Unternehmen, neue Technologie, innovative Produkte und den mitreißenden Prozess der Innovation im Land der „Dichthalter“ und Bedenkenträger.
Unternehmen, soweit das Auge reicht
Bekannte Shows wie „Die Höhle der Löwen“ verpassen Themen wie der Unternehmensfinanzierung, dem Risikokapital und neuen Geschäftsideen regelmäßig eine große Bühne. Im Rahmen sogenannter Pitching-Events liegt das Ziel darin, den Kapitalgeber von eigenen Ansätzen und Entwicklungen zu überzeugen. So wird vor großem Publikum gestaunt und mit Investitionen nur so um sich geworfen.
Sicherlich wäre es eine sehr schweigsame Sendung, wenn Banker anstelle der Venture-Capital Investoren vor den Unternehmensgründern und Start-up Gründerinnen sitzen würden. Die hehren Banken und haben sich vom ursprünglichen Geschäftsmodell, nämlich jenem, die Realwirtschaft mit Kapital auszustatten, schon vor längerer Zeit weitestgehend zurückgezogen. Vielleicht fehlt auch einfach die Zeit, denn beim Jonglieren mit nicht vorhandenem Eigenkapital, die Finanzierung von US-amerikanischen Immobilien-Blasen und die Investments in Steuerparadiese bleibt für das langweilige Kernangebot aus früheren Zeiten nur noch wenig Aufmerksamkeit übrig.
So stehen sich die erfolgreichen Investoren und die neuen Gründer gegenüber und finden durch eine kurze Präsentation im besten Fall zusammen. Die Investoren haben ihr Beteiligungskapital an dieser Stelle selbst entwickelt. Auch wenn die dabei angewandten Geschäftspraktiken in der Vergangenheit nicht immer rühmlich waren, fokussieren wir uns in diesem Beitrag zum Venture-Capital auf andere Schwerpunkte. Bloßer Reichtum und die Investitionsbereitschaft reichen hier aus.
Was genau macht ein Venture-Capital Investor?
Ein Venture-Capital-Geber, eine Venture-Capital-Geberin oder eine Venture-Capital-Gesellschaft (seltener auch „Venture-Capitalist“) sind ganz allgemein Investoren, die einem Unternehmen risikobehaftetes Eigenkapital zur Verfügung stellen. Wörtlich übersetzt könnte man bei Venture-Capital tatsächlich von „Wagniskapital“ oder, etwas geläufiger, von Risikokapital sprechen.
Dieses Geld oder diese Investitionsmittel werden zum Aufbau der eigenen Geschäftsidee genutzt oder sie dienen der Skalierung von neuen Ideen. Im Gegenzug erhält der Investor eine Beteiligung am Unternehmen.
Je nach Summe und Umfang des Risikokapitals und der Finanzierung kann die Beteiligung in großen TV-Shows beispielsweise zwischen 20 und 50 % liegen. Je höher das Wagniskapital, desto jünger das Unternehmen und je weniger weit entwickelt das Geschäftsmodell ist, umso höher sind die berechtigten Ansprüche des jeweiligen Investors. Hier ist auch Vorsicht geboten. Die ehrlichen Absichten eines Investors sollten nicht blind vorausgesetzt werden. Ein schlechter, unfairer Deal oder Anlagen, die gleich einen Hauptteil der Anteile fordern, sollten nicht vorschnell in Anspruch genommen werden. Auch wenn viel Geld lockt oder es so scheint, als habe man keine andere Wahl: Die Absichten eines Investors sollten konsequent hinterfragt, mit kühlem Kopf geprüft und sorgfältig abgewogen werden.
Da die Unternehmen in ihren frühen Phasen jedoch bisher kaum Gewinne erzielen und der Erfolg der Ideen noch längst nicht in Stein gemeißelt ist, tragen andererseits auch die Investoren ein hohes Risiko. Durch den Einsatz von Venture-Capital erhofft sich der Investor dennoch eine rasche Wertsteigerung und – bei entsprechendem Glück & Erfolg – einen hohen Gewinn.
Dank der unkomplizierten und schnellen Abwicklung hat sich das Venture-Capital als Form der Finanzierung gut etablieren können. Kaum eine Strategie macht das Geld schneller verfügbar als Wagniskapital.
Hinter dem Begriff Venture-Capital verbergen sich jedoch nicht nur Vorteile für den Investor. Auch für den Unternehmer, der das Risikokapital erhält, bleibt dadurch finanziell handlungsfähig und kann das Geld ohne große Vorgaben nutzen. Sollte sich das anfängliche Millionengeschäft später doch zu einer Schnapsidee entwickeln, verbleibt der Unternehmer frei von Schulden. Das Risiko für das neue Venture-Capital liegt immer beim Investor, der mit etwas Pech ohne Geld und Gewinn verbleibt.
Welche Unternehmen stammen aus Venture-Capital Investments?
Viele große Unternehmen im B2C Bereich sind erst durch Venture-Capital wirklich groß geworden. Dies trifft zum Beispiel auf Delivery Hero oder Zalando zu. Auch die mittlerweile weltweit bekannte N26 Bank profitiert als Unternehmen von Beteiligungsgesellschaften, um ihr digitales Produkt für jeden zugänglich zu machen. Genau diese Leuchttürme werden jedoch noch kaum erwähnt.
Auch im technologischen Bereich gibt es viele Unternehmen, die durch Venture-Capital entstanden sind. Diese sind jedoch noch seltener bekannt als im B2C Bereich. Auch wenn die Abschlüsse mit Gesellschaften meist hinter verschlossenen Türen ablaufen, lohnt es sich für viele Unternehmen.
Diese Fakten prägen den Private Equity Kapitalmarkt
Ein Blick auf die Statistiken zum Private Equity Kapitalmarkt zeigt, dass sich die Anzahl der Abschlüsse und Transaktionen nicht wirklich verändert. Dennoch ist dank der florierenden Wirtschaft deutlich mehr Venture-Capital im Spiel, um das neue Produkt oder die bahnbrechende Idee zu unterstützen. So lassen sich zum Beispiel Investments durch eine innovative Venture-Capital Gesellschaft erzielen.
Um vom Venture-Capital am Private Equity Kapitalmarkt profitieren zu können, muss der Nutzen der neuen Idee jedoch klar ersichtlich werden. Auch ein Konzept zur Markterschließung wird vor dem ersten Kontakt zum Investor überwiegend vorausgesetzt. Ein zentrales Kriterium, um in einer Seed-Runde von Venture-Capital Gesellschaften entdeckt zu werden, ist zudem das Management. Nur bei einer strukturierten Umsetzung des eigenen Businessplans wird Risikokapital für Unternehmen möglich.
Deutschland und seine Unternehmen: Ist das Wagnis unsere Stärke?
Wenn es um finanzielle Risiken geht, begibt sich der Durchschnittsdeutsche nur sehr ungern aufs Glatteis. In keinem anderen Land der Welt wird in dieser Hinsicht so kräftig gespart, wie hier. Dies macht sich hierzulande natürlich auch auf dem Markt für Venture-Capital bemerkbar, der seine Existenz doch eher als Nischenmarkt fristet. Erst in jüngster Zeit wagen sich vermehrt Venture-Capital-Gesellschaften hinter dem Vorhang vor und die einen oder anderen Unternehmens-Investors werden auch öffentlich zum Begriff.
Das ist gut. Doch was lässt sich tun, um die risikoreiche Beteiligung noch salonfähiger zu machen? Wie können dem Prinzip der breit aufgestellten Beteiligungsgesellschaft ohne maximale Sicherheiten und der Venture-Capital-Fonds noch schneller auf die Sprünge helfen? Die folgenden vier Änderungen sind schon lange überfällig.
Zeit für Zukunfts-Fonds
Politisch schon lange gefordert, doch bisher nie umgesetzt: Zukunfts-Fonds zur Finanzierung von potenziellen Wachstumsunternehmen. Verfügbares Kapital für Start-up-Technologien, Unternehmensentwicklung und Ideen mit Wachstumspotenzial wäre ein wichtiger Teil einer Lösung für die Zukunft. Warum also dabei nicht alle Anleger vom Venture-Capital profitieren lassen? Dank der enormen Diversifizierung hätte jeder Bürger eine richtig gute Chance, relativ sicher zu investieren und selbst von der Wirtschaft zu profitieren. Ein mutiger Schritt, den aber viele andere Volkswirtschaften und Nationen bereits clever gesetzt haben.
Fokus auf die Erfolgsbeispiele
Leuchttürme gibt es viele. Nicht wenige der in unserem ansässigen Großunternehmen und Konzerne sind aus Venture-Capital hervorgegangen. Doch warum wissen wir in der Regel nichts davon? Noch immer wird die Form der Finanzierung überwiegend geheim gehalten, denn eine Investition wird als Privatsache gesehen.
Das ist zwar auch nachvollziehbar, jedoch sollten Fondsmittel von Venture-Capital Gesellschaften als das gesehen und verstanden werden, was sie auch sind: Inspiration für eine prosperierendere und offene Gründungskultur.
Hier ist eine Entwicklung wünschenswert, denn die deutsche Risikobereitschaft verdient kaum Anteile am Weltmarkt für Venture-Capital. Gewinnt der Investor mit seiner Beteiligung, ist oft Neid die Konsequenz. Falls die Unternehmens-Beteiligung scheitert, folgen nicht selten Hohn und Spott. Erfolg hat viele Väter, heißt es, während Misserfolg und das Verlustrisiko Waisenkinder sind. Gute Rahmenbedingungen für ein zeitgemäß mutiges Entrepreneurship sehen anders aus.
Unternehmen in ihrer ersten Wachstumsphase brauchen Kapitalgeber und Eigenkapital ist die beste Form der Finanzierung, um frei, kreativ und zuversichtlich an der Sache arbeiten zu können. Gesellschaften, die für dieses wirtschaftliche Prinzip aufgeschlossen sind und zustimmend reagieren, legen solide Grundsteine und leisten wesentliche Beiträge für jede Wachstumsphase unserer Zeit.
Reibungslose Planungsverfahren
Von der ersten Idee bis hin zur Produktion eines neuen Produkts vergehen schnell Jahre. Genau das schreckt Unternehmen ab und lässt vor allem viel Potenzial verpuffen. Für Unternehmen spielt Planungssicherheit daher eine entscheidende Rolle, um für Venture-Capital bereit zu sein.
Sichere und zielorientierte Planungsverfahren und ein Minimum an Bürokratie sind deshalb probate Mittel für gute Entwicklungen in vielerlei Branchen. Kapital wünscht sich natürlich Rendite und der Faktor Zeit spielt dabei eine ganz zentrale Rolle. Jede Initiative aus Berlin, die hier Verbesserungen bewirkt, ist sicherlich ein Teil der Lösung.
Entlastung für Gründungen
Wirklich kompetente und engagierte Gründungsberatungen sind in vielen Fällen teuer und schwer zu finden. Förderprogramme gibt es, aber wer hangelt sich schon gerne durch den Dschungel an Formularen und Anträgen. Hier gilt es gegenzusteuern. Um Venture-Capital nutzbar zu machen, braucht es flexible Gründungen.
Die Beratung eines jungen Unternehmens verlangt in der Regel sogar noch mehr Engagement, als ein ähnlicher Prozess in etablierten Unternehmen und Branchen. Diese Leistungsbereitschaft und der Vorschuss an Vertrauen müssen jungen Unternehmen zur Verfügung stehen. Wenn gute Ideen, kompetente Beratung und die nötigen Mittel zusammenkommen, kann ein neues Angebot entstehen, das vielleicht Geschichte schreibt.
Es heißt, dass die Gründung von Apple bei uns gar nicht möglich gewesen wäre. Der Grund? In einer Garage darf ein Start-up keine elektrischen Geräte und schon gar keine Computer zusammenbauen. Sicherlich ist diese Zeile nicht ganz ernst gemeint und seit den Gründertagen von Apple Computers ist auch in den USA viel Zeit vergangen. Dennoch kann das Statement zum Nachdenken anregen: wenn wir hundertprozentige Sicherheiten suchen und daran festhalten, ist das schon gemäß Definition das Gegenteil von Risiko.
Hierzulande würde man auch sagen: Der Fleißige hat die Schubkarre nicht erfunden. Neugier, Kreativität und Aktionsgeist brauchen Raum und Bewegungsfreiheit.
Wie das Venture-Capital Wachstumschancen erweitert
An den vielen anschaulichen Beispielen zeigt sich, wie wichtig Venture-Capital mittlerweile für neue und zukunftsfähige Gründungen ist. Durch die Beteiligung haben auch Gründerinnen eines Unternehmens mit wenig Eigenmitteln die Chance, gute Ideen umzusetzen. Der Venture-Capital Investor spielt daher eine entscheidende Rolle, um das von der Politik erklärte Modernisierungsjahrzehnt zu starten und Unternehmens-Gründerinnen zu motivieren. Das Venture-Capital ist für die Hilfe von Start-ups und anderen Unternehmen hierbei ideal geeignet. Warum also nicht selbst von einem Investment für neue Projekte profitieren?