Filmfinanzierung: Filmprodution Set

Die Produktion eines Films kostet häufig einige Millionen Euro. Um diese Mittel aufzubringen, greifen Produzenten in der Regel auf eine Mischung verschiedener Finanzierungsbausteine zurück. Diese reichen von Investoren über Steuerersparnisse bis hin zu Fördermöglichkeiten und Filmfonds. Dabei spielt es eine große Rolle, ob die Produktion in Deutschland, in den Vereinigten Staaten oder einem anderen Land stattfindet. Denn je nach Standort können unterschiedliche Filmfinanzierungsmodelle genutzt werden.

Filmförderung als Teil der Finanzierung

Beinahe jedes Land hat seine eigenen Förderinstitutionen, von der Filmförderanstalt bis hin zur Kulturförderung. In Deutschland gibt es sogar neben den nationalen Filmförderungen in jedem Bundesland eine eigene Filmförderungsanstalt. Deren Aufgabe besteht vor allem darin, die heimische Filmwirtschaft anzukurbeln, aber auch in der Generierung anderweitiger Lokaleffekte. Deshalb sind im Rahmen der Förderung an die Dreharbeiten in der Regel Bedingungen geknüpft, wie und wo das Budget ausgegeben werden muss.

So fördern die Medienboards der Bundesländer meistens zwischen 10 und 20 Prozent der ganzen Finanzierung und verlangen dafür sowohl, dass ein bestimmter Prozentsatz des Films in der Region gedreht werden soll, als auch dass für die Produktion einheimische Firmen beauftragt werden müssen.

Die Filmförderung des Bundes funktioniert ähnlich. Hier müssen wenigstens 20% des Films in Deutschland inszeniert werden und die Filmproduzenten müssen mindestens 5% Eigenkapital beisteuern. Ferner wird von dem Film verlangt, dass er wenigstens eine volle Woche lang in über 20 Kinos laufen wird.

Finanzierung von Kinofilmen

In der Filmherstellung fürs Kino wird grundsätzlich zwischen zwei Arten der Finanzierung unterschieden: der Studio- und der Independent Filmfinanzierung. Bei der erstgenannten agiert ein Filmstudio als Auftraggeber und kümmert sich darum, die Kosten für das Projekt entweder allein, oder in Kooperation mit einem anderen Studio aufzubringen.

Im Unterschied dazu werden bei einem Independent-Film die Mittel in Form einer Eigenfinanzierung aufgebracht. Die Kalkulation funktioniert so, dass die Produzenten für die Finanzierungsphase Investoren gewinnen und für den späteren Vertrieb mit einem Filmverleih zusammenarbeiten. Häufig wird ein Film erst nach seinem Produktionsstart aufgekauft, nachdem der Verleih das Werk und dessen Verkaufspotential einschätzen kann.

Um die sofortigen Investitionen des Filmprojekts niedrig zu halten, nutzen die Produzenten der Kinofilme bei Schauspielern in vielen Fällen die Methode der Beistellung. Das bedeutet, dass der Schauspieler erst bezahlt wird, wenn der Cashflow aus den Filmerlösen zustande kommt. Als Zugeständnis für die Wartezeit gewährt der Produzent in diesem Fall oft einen zusätzlichen Anteil am späteren Gewinn.

Finanzierung von Fernsehfilmen

Ein Fernsehfilm entsteht in den meisten Fällen als Auftragsproduktion eines TV Senders. Auch hier werden Filmförderungen auf Landes- und Bundesebene in Anspruch genommen. Der Großteil des Geldes stammt aber vom jeweiligen Fernsehsender. Die eigentliche Produktion wird nicht selbst vorgenommen, sondern an Produktionsfirmen abgegeben. Diese sind in vielen Fällen Tochtergesellschaften des Senders, manchmal aber auch fremde Dienstleister.

Die Filmproduktion im TV Geschäft ist in der Regel kostengünstiger als die Herstellung eines Kinofilms. Schließlich werden für den Dreh meistens die Kulissen einer anderen Eigenproduktion verwendet und müssen nicht extra für den Film gebaut werden. Was Stoff und Schauspieler angeht, so wird bei den Geschichten und Darstellern auf Altbewährtes zurückgegriffen. Die Filme behandeln zumeist Themen, die schon mal kommerziell funktioniert haben und für eine breite Zuschauerschaft leicht nachvollziehbar sind. Hinsichtlich der Schauspieler werden diejenigen verpflichtet, mit denen der Fernsehsender bereits Verträge hat und die deshalb günstiger gebucht werden können.

Auf Vermarktungs-Seite unterscheidet sich die Produktion von einem TV Sender erheblich von anderen Filmproduktionen. So findet ein Vertrieb im Ausland in der Regel nicht statt. Die Produktionen werden meistens sogar nicht einmal in andere Sprachen synchronisiert. Auch eine DVD- oder Blu-ray-Auswertung gibt es oft nicht. Einziges Ziel des Films ist es, die Zuschauer bei der Ausstrahlung vor die Bildschirme zu locken.

Wie sich Streaming-Filme finanzieren

Eine Vielzahl der Filme, die sich streamen lassen, wurden vom jeweiligen Anbieter eingekauft und hatten zuvor entweder eine reguläre Auswertung über Kino oder Retail, liefen im Fernsehen oder sind auf Festivals in Erscheinung getreten. Bei diesen Filmen bezahlen Netflix, Amazon & Co. eine Lizenzgebühr an den Rechteinhaber, um den Film für einen bestimmten Zeitraum anbieten zu können.

Anders ist das bei Eigenproduktionen. Hier agiert der Streamingdienst als Produzent und kümmert sich um die gesamte Finanzierung. Er kann dabei auch Förderungen in Anspruch nehmen und mit Produktionsfirmen zusammenarbeiten. Die Rechte behält er dabei die ganze Zeit selbst.

Manchmal steigen Streamingdienste aber auch während der laufenden Produktion in ein Fremdprojekt ein. So sollte insbesondere der Martin Scorsese Film The Irishman vom Studio Paramount in die Kinos gebracht werden. Da der Film den Geldgebern jedoch zu teuer wurde, kaufte Netflix schließlich die Rechte für 105 Millionen Dollar und führte das Projekt zu Ende. Insgesamt kostete der Film 159 Millionen und war seinerzeit die teuerste aller Netflixproduktionen.

Ein Überblick, wie sich eine Filmfinanzierung zusammensetzt

Zwar gibt es verschiedene Wege, wie sich ein Budget sinnvoll verteilen lässt, doch haben sich in der Filmbranche einige Faustzahlen etabliert, die auch die Grundlagen für die jeweiligen Förderungen darstellen. Etwa 50% der gesamten Finanzierung beinhalten das Budget für Marketing und Vertrieb. Dieses Geld wird jedoch nicht zu den Produktionskosten dazugezählt und hat auch keinen Einfluss auf die Filmförderung.

Relevant im Sinne der Förderung ist alles, was für die direkte Ausarbeitung des Films nötig ist; also das Buch, das Personal, die Drehorte, Versicherungen, Kostüme, usw. Die Förderung des Bundes kann bis zu einem Drittel der Finanzierung für die Produktionskosten ausmachen. Weitere circa 30% werden von Seiten der Investoren aufgebracht und der Rest besteht aus Finanzierungen von Banken sowie dem Einbringen von Eigenkapital.

Bei der Kinoauswertung behalten die Lichtspielhäuser etwa 50% des Kaufpreises für die Tickets und nur die Hälfte der Einnahmen geht an die Vertriebe bzw. Verleihe.

Filmfonds und Steuererstattungen

Bis in die Mitte der 00er-Jahre gab es in Deutschland eine Vielzahl an Fonds, mit denen Anleger erheblich Steuern sparen konnten. Regisseure und Filmemacher wie Uwe Boll nutzten diese Möglichkeit der Filmfinanzierung, um große und teure Produktionen auf die Beine zu stellen. So entstanden beispielsweise aus solchen Fonds die Videospielverfilmungen House of the Dead, Alone in the Dark, Dungeon Siege und als letzter seiner Art Far Cry. Heutzutage sind diese Fonds jedoch unattraktiv geworden, da der Gesetzgeber den Steuervorteil gestrichen hat.

Andere Länder gewähren auf die im Produktionsland ausgegebenen Kosten direkte Rückerstattungen. Dadurch sind beispielsweise Kanada oder Irland beliebte Drehorte geworden. Dort erhält der Produzent für jeden ausgegebenen Euro oder Dollar sofort einen Anteil wieder zurück.

Deutschland sieht sich hingegen nur zu einem geringen Teil Ansprüchen auf direkte und sofortige Auszahlungen konfrontiert. Hiesige Produzenten gehen für ihre Filme stärker in Vorleistung als woanders.

Wann fließt welches Geld?

Vor der Herstellung des Films bemühen sich die Produzenten um die Beschaffung der Mittel. Diese fließen aber nicht sofort. Das Erste, was aufgebracht wird, ist der Eigenkapitalanteil, der für die Gewährung von Filmförderung oder anderer Finanzierungsbausteine vorgewiesen werden muss. Die jeweilige Förderung fließt dann entweder zur Rechnungslegung der einzelnen Posten oder im Laufe des Projekts.

Da auch TV-Sender die Gelder erst nach Drehbeginn auszahlen, nutzen viele Produzenten von Filmproduktionen fürs Fernsehen sogenannte Cashflow-Finanzierungen, um die Zeit bis zum Eingang der Filmfinanzierung zu überbrücken. So bietet etwa die ILB mit Ansprechpartner Olaf Kühle Kurzdarlehen, die auf jede Produktionsart im Bereich Filmfinanzierung ausgelegt sind.

Nach Abschluss der Dreharbeiten erhalten die Produzenten bei Filmen fürs Fernsehen das Geld schließlich vom Sender. Dieser refinanziert die Investition durch Werbeeinnahmen. Bei allen anderen Filmen kommt das weitere Geld vom Verleih, der ihn letztlich im Kino, via Streaming und auf DVD sowie Blu-Ray auswertet.

Schaut man sich das Inhaltsverzeichnis des deutschen Films der letzten 10 Jahre an, so stellt man fest, dass er der Durchschnittsfilm bei uns ein Budget von etwa 3 Millionen Euro aufbringt. Damit schlagen wir uns im europäischen Vergleich zwar nicht schlecht, gegen Hollywood haben wir aber keine Chance. Dort liegt der Durchschnitt bei knapp über 80 Millionen Dollar.